Baugewerbe zieht Bilanz: 2022 war kein gutes Jahr für die Bauwirtschaft
Zur aktuellen Baustatistik äußert sich Klaus-Dieter Müller, Präsident der Fachgemeinschaft Bau: „Die Zahlen des letzten Jahres zeigen deutlich: die Baukonjunktur ist dabei einzubrechen.“ So ist die Auftragssumme im Berliner Hochbau im Dezember 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 24 Prozent gesunken. In Brandenburg ist die Läge ähnlich. Dazu sagt Klaus-Dieter Müller: „Insbesondere der Hochbau-Bereich macht uns Sorgen. Im November 2022 hatten wir in Brandenburg schon einen Auftragsminus von 59,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Dezember sehen wir einen Rückgang um 41,6 Prozent. Die Aussichten in unserer Branche für das laufende Jahr sind insbesondere im Wohnungsbau trüb.“
Klaus-Dieter Müller ergänzt: „Das Jahr 2022 war für die ansonsten so krisenfeste Baubranche hart. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die gesamte Bauwirtschaft getroffen. Lieferketten sind weggebrochen, Energiekosten sind extrem gestiegen und die Materialpreise sind für die Unternehmer unkalkulierbar geworden. Dies hat alles dazu beigetragen, dass die Bauherren enorm verunsichert waren und es immer noch sind. Die gestiegene Inflation und die hohen Kreditzinsen sind ein weiterer Grund, warum die Bauherren aktuell weniger neue Projekte ausschreiben. Dazu kommt noch eine viel zu geringe Förderung seitens des Bundes beim energieeffizienten Bauen und Sanieren.“
„Um diese Entwicklung abzufedern, muss die Politik schnellstens Gegenmaßnahmen ergreifen. Es bedarf einer sofortigen Vereinfachung der öffentlichen Vergabe, die Genehmigungsprozesse müssen verkürzt und die Verwaltung muss modernisiert werden. Außerdem brauchen wir ein Belastungsmoratorium für die Baubranche und damit keine zusätzlichen politisch verursachten Kosten. Auch muss dringend ein Konjunkturprogramm für den öffentlichen und privaten Wohnungsbau entwickelt und umgesetzt werden. Ansonsten können die vielerorts so dringend benötigten Wohnungen nicht gebaut werden. Damit wird sich der Wohnungsmangel vor allem in Berlin weiter verschärfen“, sagt der Präsident der Fachgemeinschaft.